Samstag, 29. Dezember 2007

Leseproben aus "DIE HIMMELSKÖNIGIN. Traktat über Wesen, Bedeutung und Hintergründe von Marienerscheinungen im Lichte der Rhythmenlehre" von Viktoria Mosmann-Möller

Leseprobe 1:

Diese Epoche war Zeuge der Verneinung und des Verlustes des Göttlichen Prinzips in der Empfindung der menschlichen Seele und der Kompensation dieses Verlustes durch eine Reihe von sogenannten übernatürlichen Offenbarungserscheinungen der Jungfrau Maria. Diese bildeten das wachsende Manko der Seele ab, das Göttliche Prinzip in sich zu empfangen und es im persönlichen Leben, eingebettet in einen Kontext von seinsgemäßer Bedeutsamkeit und Erfahrung, zu empfinden und wahrzunehmen.

Der Untergang dieses universellen Prinzips wurde durch sein kompensatorisches Auftauchen in der physikalischen Sichtbarkeit lichtvoll markiert. Neptun wurde im Jahre 1846 entdeckt. Fünf Jahre zuvor hatte Ludwig Feuerbach 1841 erklärt, Gott sei nichts als ein Produkt menschlichen Wünschens. Friedrich Nietzsche brachte diesen Zeitgeist etwas später in die griffige Formel: „Gott ist tot.“ Und die Bibel der materialistischen Nicht-Philosophie „Das Kommunistische Manifest“ von Karl Marx und Friedrich Engels wurde schließlich 1848 gedruckt, nur zwei Jahre nach der Entdeckung Neptuns.


Leseprobe 2:

Die gesamte Evolution in der Sichtweise der Heiligen Jungfrau Maria ist offensichtlich mit der Entwicklung von Wahrnehmung und Verständnis des mütterlich-weiblichen Prinzips im allgemeinen Bewußtsein der Menschen verbunden, eines Prinzips also, das astrologisch durch den Mond gekennzeichnet wird. Wie bereits in der allgemeinen Einführung über das Phänomen der Marienerscheinungen ausgeführt, ist die hauptsächliche Konstellation der Marienverehrung Mond-Neptun. Dies wird sich im weiteren Verlauf der Untersuchung von Marien­erscheinungen wunderbar bestätigen. Darüber hinaus soll die Betrachtung der grundlegenden Bedeutung von Mond-Neptun die Verbindung zwischen dem Bewußtsein der damaligen Epoche und den Marienerscheinungen beleuchten und verständlich machen. Eher ungeduldige Leser mögen mir verzeihen, daß ich ob der Wichtigkeit und Bedeutung dieses Zusammenhangs versuche, das Wesentliche noch einmal zusammenzufassen:

Neptun ist das Prinzip des Göttlichen des zwölften Hauses. Der Mond repräsentiert die Seele, das empfangende und daher weibliche Prinzip, das nährende Mütterliche. Im menschlichen Leben gibt es eine direkte Verbindung zum göttlichen Prinzip über das vierte Haus, also über den Mond. Über die seelische Empfindung verbinden wir uns mit der All-Potentialität des zwölften Hauses, mit dem göttlichen Prinzip. Dieser individuelle Quell von Empfindung und gefühlsmäßigem Urteil mag mehr oder weniger ungetrübt sein, in jedem Falle verbindet er uns (religio) mit unserem Ursprung. Das physikalische Auftauchen Neptuns in der Erscheinungswelt zu jener Zeit läßt den Rückschluß zu, daß dieses Prinzip sozusagen auskristallisiert ist, daß es aus den Bereichen des Himmels, denen es angehört, in die materielle Welt gefallen ist. Es war nicht länger im Bewußtsein der Zeit. Als unmittelbare Konsequenz daraus nahm die Fähigkeit des empfangenden Prinzips der Seele dramatisch ab, von jenen Empfindungen erfüllt zu werden, die dem göttlichen Prinzip entstammen und welche die Seele (den Mond) ermächtigt hatten, trotz und IN seiner Subjektivität individueller Träger dieses göttlichen Prinzips zu SEIN, als Aspekt des empfangenden und empfindenden weiblichen Prinzips des Individuums. Dieses Defizit mußte also ausgeglichen werden. Das verlorene Empfinden der ewigen göttlichen Reinheit in der Seele, mußte nun seinen Ersatz in der Etablierung einer Figur, eines Leitbildes für die fehlende Eigenschaft finden. Diese fehlende Qualität – die Empfänglichkeit der Seele für die göttliche Reinheit und ihr Wiedererkennen derselben als Aspekt des empfangenden weiblichen Prinzips – in anderen Worten Mond-Neptun – hat ihren Ersatz in einem perfekten Leitbild für das Fehlende in der Figur der Heiligen Jungfrau Maria gefunden.

Um es deutlich zu machen: Dieser Zusammenhang wird klar ausgedrückt im gleichzeitigen Auftauchen zweier stellvertretenden Phänomene:

Das erste Phänomen ist die „Entdeckung“ Neptuns, in anderen Worten die physikalische Sichtbarkeit dessen, was im menschlichen Geist fehlt, seit Neptun als das Prinzip des Göttlichen und der Ewigen Wahrheit im Bewußtsein der Welt ausgeschlossen wurde, seit also „Gott tot ist“. Das zweite Phänomen ist der Beginn einer Serie von sehr einflußreichen Erscheinungen der Mutter Gottes, in anderen Worten die ebenfalls „physikalisch“ gewordene Sichtbarkeit des Ersatzes für die fehlende Verbindung der Seele zu Gott (Mond-Neptun: das für Gott empfängliche weibliche Prinzip der Seele) – ausgedrückt als Sichtbarkeit der „Heiligen Jungfrau“ (ebenfalls Mond-Neptun).

Es erübrigt sich eigentlich die Anmerkung, daß die weibliche empfangende Eigenschaft der Seele in ihrer Verbindung mit dem Göttlichen selbstverständlich in jedem menschlichen Wesen existiert. Da das Empfangende aber dem Prinzip nach als Frau manifestiert ist, findet es auf der metaphorischen Ebene in einem weiblichen Bild seinen Ausdruck.


Leseprobe 3:

Galileo Galilei

In diesem Zusammenhang ist ein bemerkenswertes Detail, das den in der Geschichte oft einbegriffenen Humor widerspiegelt, die Tatsache, daß es ausgerechnet Galileo Galilei war, eben jener Mann, der das religiöse Weltbild seiner Zeit, und damit unglückseligerweise auch das Bewußtsein des Göttlichen wie kaum ein anderer zerstörte, der wahrscheinlich als erster Neptun durch ein Fernrohr sah. Er zeichnete diese Sichtung auf, jedoch ohne zu wissen, daß es sich um einen weiteren noch unbekannten Planeten des Sonnensystems handelte.

Galileo-Galilei-sichtet-Neptun
Galileo Galilei sichtet Neptun und hält ihn für einen Jupitermond
28.12.1612, 4:00h wahre Ortszeit, Florenz

Diese Geschichte hat eine tiefe Bedeutung und es überrascht nun nicht mehr, daß sie sich unter einer exakten Jupiter-Neptun Konjunktion abspielte, die in der Jungfrau der sinnlichen Wahrnehmbarkeit verpflichtet ist, auf einem Venus-Neptun GSP – die Gestalt Neptuns als Erscheinung, im Quadrat einerseits zu Uranus und andererseits zur Sonne. Neptun-Uranus und Sonne-Uranus bestätigen den fehlenden Ursprung, auf den schon Jupiter-Neptun deutlich hinweist. Der Fügung des Jupiters fehlen Ursprung und Bestimmung. Er kann nicht mehr im Sinne Neptuns fügen, sondern fügt ihn ersatzweise „direkt“, als Erscheinung am Himmel, in passender Weise im zehnten Haus der Gestaltbestimmung. Die aspektierende Venus genau auf dem Aszendenten verleiht Neptuns Gestalt eine reale Erscheinung.

Der Venus-Neptun GSP der Konjunktion läßt uns jedoch vermuten, daß auch Aphrodite traurig ist und nicht mehr als schaumgeborene Gestalt ihres uranischen Ursprungs aus dem Meer des Göttlichen Prinzips steigt. Die Gestalt verliert ohne Ursprung und Bestimmung ihre Fügung, kann nicht Gegenwart werden und kein Leben mehr wachsen lassen. Solcherart ist der Verlust, der durch das Auftauchen Neptuns am Himmel angezeigt wird. Immerhin taucht die Gestalt Neptuns (Venus-Neptun) mit Venus im ersten Haus in der realen Erscheinungswelt auf. Da Neptun über den Himmelsweg nun keinen Ursprung mehr bekommt, muß er als reale „Himmelsperson“ in Erscheinung treten.

Die Erscheinung der Neptun-Gestalt am Aszendenten wird von Pluto beherrscht, der sie aus der Verborgenheit des zwölften Hauses in das sechste Haus der Wahrnehmung transportiert. Als Pluto kann er allerdings nur das Zeichen der verlorenen Gestaltbedeutung wahrnehmbar machen. Wahrscheinlich ist es auch Pluto im sechsten Haus, der das Begreifen der Sinneswahrnehmung hier blockiert und zu einer Falschinterpretation des Gesehenen führt. Hätte Galilei verstanden was er sah, wäre ja auch Neptun lange vor Uranus entdeckt worden!

Die zentrale Konstellation dieses Horoskops ist zweifellos Jupiter-Neptun. Die Konjunktion war nicht nur Anlaß der Sichtung, sie muß vor allem inhaltlich betrachtet werden. Interessant erscheint auch, daß Galileis Fehlinterpretation Neptuns als Jupitermond genau der Sperre der Aspektfamilie Jupiter-Neptun, nämlich Jupiter-Mond entspricht. Außerdem ist die irdische Auswirkung des Jupiter-Neptuns als Mond-Mars ebenfalls als Aspekt präsent. Es scheint fast, als wäre dieses Horoskop eine Art Vorankündigung für das Geschehen und den Zeitgeist bei der physischen Auffindung Neptuns, die im Jahre 1846 erfolgen sollte. Phantastischerweise steht der Mars der Entdeckung von 1846 auf eben jenem Grad von 26° Jungfrau, der 1612 Neptun und Jupiter beherbergt, als Galilei sie sieht ohne seine Wahrnehmung zu begreifen. Doch erst 1846 kann Neptun durch sein irdisches Pendant Mars als Erscheinung im dritten Haus auch dargestellt werden!

Wenn man nun weiß, daß Jupiter-Neptun für das sogenannte esoterische Weltbild steht, in welchem das Göttliche unmittelbar gefügt werden soll (den Himmel auf Erden jetzt, die Erleuchtung für alle so schnell wie möglich), ohne eine Zeit des Ursprungs und der Gestaltbestimmung, und wenn man dann Jupiter-Neptun in diesem Horoskop aus dieser Perspektive betrachtet und ferner Galileis wissenschaftliche Herangehensweise berücksichtigt, so kommt man nicht umhin zu bemerken, daß ja auch das sogenannte naturwissenschaftliche Weltbild genau dieselben Prinzipien ausschließt wie sein esoterisches Gegenstück. Seit Descartes spätestens heißt es offiziell, es gebe Gott zwar, aber man könne von ihm nichts wissen. In der Folge ist es nicht nur Einstein, sondern auch eine große Anzahl anderer Wissenschaftler, die - wenn sie überhaupt an eine Schöpfer­instanz glauben - ganz in der Nachfolge der Nominalisten stehend, kein Problem damit haben, die Schöpfung als direkte Erschaffung der Einzeldinge anzusehen, die keiner Gesetzmäßigkeit als der von Mathematik und Physik unterliegt und also auch nicht den Grenzen der Gestalt der Zeit unterworfen ist. Die säuberliche Trennung zwischen einer gut funktionierenden Universumsmaschine und einem völlig ohne Zusammenhang dastehenden Schöpfergott, der entweder gar nicht oder willkürlich in diese gut geölte Maschine eingreift, stellt auch eine Art esoterisches Weltbild im Sinne einer direkten göttlichen Fügung ohne laufenden Ursprung der Zeitgestalt dar. Deshalb treten Wissenschaft und Esoterik in Wirklichkeit sehr harmonisch nebeneinander auf. Sie sind nur zwei Seiten einer Medaille. Die fortlaufende Schöpfung nach dem Prinzip der Gestalt der Zeit hat in beiden keinen Platz. Gott greift entweder gar nicht ein oder durch Wunder.

Ein Phänomen der vermeintlichen direkten göttlichen Fügung des Jupiter-Neptuns sind „Erscheinungen“. Es ist sehr bemerkenswert, daß offensichtlich bereits im Zeitpunkt des ersten physischen Auftauchens von Neptun im Jahre 1612 der Schlüssel für eine Decodierung des allgemeinen Prinzips von sogenannten „Erscheinungen“ liegt.

Wie wir sehen werden, sind es vor allem Jupiter-Neptun und seine chronische Form Jupiter-Pluto, die für „Erscheinungen“ stehen. Sie sind sozusagen die Voraussetzung jeder „Erscheinung“. Die Umsetzung in die sinnliche Wahrnehmbarkeit (durch Sichtbarkeit und/oder Fühlbarkeit) geschieht über die Beteiligung des Mondes. Als unteres ausführendes Pendant Jupiters kennzeichnet der Mond in diesem Zusammenhang die erschaffende Lebenskraft, welche im Leben des Menschen unter gesunden Bedingungen die Fügung seiner eigenen Bestimmung und des daraus folgenden Schicksals in der Zeit des eigenen Lebens wachsen läßt.

Fehlen jedoch eigenes Leben und Fügung, so werden sie unter Umständen „verliehen“ für die „Erscheinungswerdung“ eines anderen Gefüges. In diesem Fall wird der Planet Neptun als Ersatz für Fügung und Leben nach dem Prinzip ersatzweise durch technische Mittel in die reale Sichtbarkeit gefügt.

Die Erscheinungsenergie für das Leben (eines Individuums, denn anderes Leben gibt es nicht), - also der Mars des Mondes - wird verdichtet und verfestigt und erhält im zweiten Haus ihre Figuration. Das geschieht nach Maßgabe der Fügung Jupiters, der im Horoskop von Galileis Neptunsichtung vom Merkur aus dem zehnten Haus der Gestaltbestimmung in das zweite Haus der Form der Erscheinung transportiert wird. Interessanterweise ist es ein Merkur-Sonne, also ein Aspekt, dessen Lücke ebenfalls Mond-Jupiter ist (Lücke in der Aspektfamilie Pluto-Saturn, in der Mond und Jupiter herausfallen). In diesem Fall ist es die Neptun-Fügung, die eine Form der Erscheinung erhält. Der Planet Neptun wird am Himmel sichtbar.

Wenn man Mars-Mond als unteres Pendant von Jupiter-Neptun in der Betrachtung mit berücksichtigt, so erhält man die recht klare Aussage, daß die Figuration dieser materiell gefügten Form nur durch individuelle Lebenskraft erreicht werden kann. Um es ungeschönt auszudrücken: die Konkretisierung des Planeten Neptun, eines Planeten von so hintergründiger Natur, der stets den Hintergrund zu dem bildet, was an der Oberfläche erscheint, eines Planeten, der die materielle Erscheinung des Prinzips des verborgenen zwölften Hauses ist (wenn auch nicht auf Erden, wo er mit dem bloßen Auge nicht gesehen werden kann), wird nur durch den Verbrauch von Lebenskraft möglich!

Das prinzipielle Geschehen erscheint also klar. Individuelles Leben wird verbraucht, um ein Wahrnehmungsgefüge unter Verlust von Ursprung und Bestimmung als reale Erscheinung figurieren zu können. In diesem Fall ist es der Planet Neptun, der, unsichtbar für das bloße Auge wie alle Planeten jenseits des Saturn, nicht dazu bestimmt war, auf der Erde sichtbar zu sein. Als er 1846 erneut erscheint und dieses Mal auch in das Himmelskonzept aufgenommen wird, ist die Verdrängung weiter fortgeschritten. Die Zeit kennt als ein Phänomen des Jupiter-Neptuns, der durch Galileis allererste Fernrohrsichtung unauflösbar für alle Zeit mit dem Planeten Neptun verbunden sein wird, bereits Marienerscheinungen als bedeutendes Phänomen der Epoche. Sicherlich hatte es auch schon vor dieser Zeit „Erscheinungen“ gegeben, vereinzelt auch der Jungfrau Maria, doch waren die Marienerscheinungen offenbar erst jetzt zu einem für die Allgemeinheit verbindlichen Phänomen mit maßgeblichem Einfluß auf Denken und Verhalten der europäischen zivilisierten Welt geworden.

ISBN 978-3-940705-00-6
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...für Liebhaber der Rythmenlehre... vergänglich ...Solitäre...

Lebendig im Geist... Walter F. Otto drückt nach meinem Empfinden im folgenden Zitat eine Essenz der Rhythmenlehre aus:

Nur das ist bildend, was dem Menschen zur Verwirklichung seines Wesens dient. Diese Kraft hat weder das bloße Lernen von außen her, noch die bloße Selbstbetrachtung von innen her, sondern nur der lebendige Akt, die schöpferische Antwort auf die Berührung mit dem Sein der Welt; denn erst in dieser Antwort findet der Mensch sich selbst zugleich mit dem Wesen des begegnenden Seins.

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